Bretagne 2023 - Kleiner Bericht von meiner Angelausfahrt

HitraMatze

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Bretagne 2023​


Mit einiger Verspätung möchte ich doch noch einen Bericht über einen Teil unserer Urlaubsreise im Jahr 2023 samt Angelausfahrt in der Bretagne nachreichen.

Eigentlich wollten wir Ende August 2023 in die Normandie! Das Ferienhaus war prima ausgestattet und direkt an einem See / Teich, mit der Möglichkeit auf Karpfen zu angeln. Zudem war angekündigt, dass der Vater des Vermieters ein Boot hat und Ausfahrten auf das Meer anbietet. 5-6 Wochen vor der Anreise sag ich noch mal zu meiner Frau „Frag doch bitte mal den Vermieter an, ich würde gerne mit seinem Vater mal aufs Meer fahren und mindestens ein Zeitfenster verabreden“. Gesagt, getan und prompt ein „upps“ als Antwort bekommen. „da ist wohl was schiefgelaufen“. Letztendlich haben die Herrschaften eine Doppelbuchung des Ferienhauses vorgeschoben, weil wir nur eine Woche gebucht hatten. Gott sei Dank hatten wir noch einmal nach der Ausfahrt gefragt.

Jetzt stehst du da, Hochsaison in Frankreich und für eine Woche keine Unterkunft! Meine Frau hat sich an einen Anbieter aus Deutschland erinnert, der Unterkünfte in der Bretagne anbietet. Wir waren bereits 2018 in einem Haus von ihm. Also einfach einmal nach unserer Wunschwoche gefragt und tatsächlich zwei freie Häuser angeboten bekommen. Beide in der Ecke von Lannilis. Eins an der Mündung des „Aber Benoit“ und das andere fast am Ende des L Áber Vrac´h (der heißt tatsächlich so, oder auch unter „Aber Vrach“ oder unter „Aber W´rach“ zu finden). Wir haben uns für Saint Pabu am „Aber Benoit“ entschieden. Die Abers sind, na ja -als Fjorde würde ich sie nicht bezeichnen-, aber große Flussmündungen, die unter dem Einfluss vom Tidenhub stehen.
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Also das gute alte Google herangezogen, wo könnte ich in der Ecke einmal rausfahren und auf dem Meer angeln. Ich konnte direkt einen Treffer landen. An der Mündung des Abers gibt es den Port de l‘Aber Wrac‘h. An diesem Port gibt es den Anbieter „Vedettes des Abers“. Hier werden diverse Ausfahrten angeboten. Zum Beispiel zur Besichtigung des Phare de l’Île Vierge – des bekannten Leuchtturms. Dazu werden Touren in den Aber angeboten. Was mich aber sehr interessiert hat, waren die angebotenen Meeresangeltouren. Also habe ich versucht direkt eine Tour von zu Hause aus zu buchen. Der Link auf der Website für die Angeltour besteht, aber ist immer ins Leere gelaufen. Mmmmmh, das nervt…….

Also ganz normale Urlaubsvorbereitungen, aber was nimmst du mit, ohne das Auto und die Leidensfähigkeit der Gattin zu sehr zu überlasten? Leider konnte ich auch keine Erfahrungen in der Bretagne einbringen.

Ich habe mich für Norwegen Boot Mittelweg entschieden: mittlere Angeln und Rollen, ein bisschen Gummi, leichte Pilker, ein paar fertige Systeme für Hering, Makrele und für Seelachs. Natürlich noch ein wenig Material, so dass man(n) sich selbst noch schnell was zusammentütteln kann, 50er monofile Vorfachschnur, Gummi Makks usw. Daneben habe ich mir gedacht, dass ich es vielleicht einmal vom Ufer in der Nähe des Ferienhauses probieren könnte. Insgesamt war das Material tatsächlich überschaubar und in einer Rutentasche und einer Box unterzubringen.

Vielleicht eine kurze Exkursion zu meinen Norwegenerfahrungen. Das erste Mal waren wie 1991 am Sognefjord und ich muss im Nachgang feststellen, dass wir unter dem Gesichtspunkt der damaligen Ausrüstung „mit dem Luftgewehr auf Wildschweine“ geschossen haben.
Anhang anzeigen 2740151991 auf dem Sognefjord mit Ruderboot

Nach einer spanischen Phase, wir durften noch Waller – Rudi am Ebro persönlich kennenlernen, sind wir in Norwegen in der Region Hitra gelandet und dort nahezu jährlich seit über 20 Jahren Gäste. Seit 12 Jahren fahren wir zum Knarrlagsund. Unsere Unterkunft in Knarren ist jeweils eines der beiden Häuser direkt neben der Gaststätte.

Zurück in die Bretagne. Die Anreise war unspektakulär („Scheiß Paris“)! Samstagsnachmittag angekommen, Bezug des Ferienhauses mit spektakulärem Meerblick.
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Am Sonntag folgte eine kurze Beratung mit meiner Frau, wo wir denn zuerst hinfahren. Ich kann nicht so recht nachvollziehen, warum, aber ich habe darauf gedrängt, dass wir vielleicht eine OKF (Ortskontrollfahrt) in Richtung des Aber Wrach machen sollten, um mal die Zeiten einer etwaigen Ausfahrt abzuklären. Nicht, dass ich am Ende der Woche ohne Termin dastehe!

Direkt am Hafen ist ein Büro, zu diesem Zeitpunkt mit einer sehr netten, englisch sprechenden jungen Dame besetzt. Nach den üblichen Höflichkeitsfloskeln konnten wir festhalten, dass eine Online – Buchung für Angelfahrten nicht möglich ist, da immer die aktuellen Wetterprognosen in das Angebot mit einbezogen werden. Ok, macht Sinn, Angebot im Internet ist anders dargestellt, also das ist eher doof!?!? Aber…. „wann kann ich diese Woche einmal mitfahren?“. Am Donnerstag, aber da ist eigentlich schon ausgebucht, also nur heute, in einer Stunde!!!!! Super!!!!!

Gestern angekommen, Ferienhaus bezogen und sonst mit dem Angelkram nix gemacht, außer ins Ferienhaus geräumt und in einer Stunde ist Treffpunkt, beim Büro. Rund 20 km bis ins Ferienhaus, umziehen, Krempel in den Bus werfen und wieder zurück. Klar das klappt! Also die 65 € für 3 Stunden auf die Theke gelegt, in das Fahrzeug gesprintet und ganz entspannt diverse Sonntagsfahrer von der Straße gedrängt. Gott sei Dank war es an diesem Tag warm, kurz umgezogen, meine zwei wesentlichen Gepäckstücke in den Bus geworfen und wieder zurückgefahren. Ich konnte einen Parkplatz direkt am Hafenbüro erwischen. Also stand einem entspannten Angeltag nichts im Weg. Vor Ort habe ich dann eine Rute fertig gemacht. Eine Aquantic AQ Salt Shad Halibut Spin 2,25m -220g mit einer Rhino Reliance 85, bespult mit einer WFT 22KG Strong.
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Einen Köder habe ich noch nicht montiert. Dabei bin ich direkt mit einem französischen Angelveteranen ins „Gespräch“ gekommen. Kurze Betrachtung des jeweiligen Materials (beau, magnifique!!), kurzer Austausch über die Übersetzungsapp von Google, sein Hinweis auf seine langjährige Bretagne Erfahrung, meine viel zu großen Köder, mein Hinweis auf meine Norwegenerfahrung und seine Demonstration der aufgeschnittenen todsicheren Calamariringe. Angler eben……., die sprechen jede Sprache!!

Kurz darauf sind wir zum Boot gegangen. Ein schöner Kutter, mit 2 x 150 PS hinten dran, ca. 10 m Länge und knapp über 3 m Breite, vorne mit einer geschlossenen Steuerkonsole und im hinteren Teil eine offenen zentralen Doppelbank von ca. 2,5 – 3 m.
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Mein neuer Kumpel hat sich direkt hinten Richtung der beiden Motoren orientiert. Ich bin ihm hinterher und habe quasi den letzten Platz auf der zentralen Doppelbank auf der Backbordseite (linken Seite) des Bootes bekommen. Die junge Dame aus dem Büro war auch an Bord und hatte drei Bekannte mitgebracht. Dazu kamen 2 Mann Besatzung und noch ein älterer Herr mit seinem angelnden Sohn/Enkel!?!?!? Wir waren also mit zehn Personen an Bord, von denen neun geangelt haben.

Die Ausfahrt super entspannt und durch die vorgelagerten Inseln sehr geschützt.
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Zudem gab es völlig neue Perspektiven auf den Leuchtturm. Ziel waren einige Unterwasserberge vor der Küste um die 40 m. Ab da, war es dann mit der Gemütlichkeit vorbei. Ich muss sagen, dass ich schon ein paar Jahre Norwegen auf dem Buckel habe und auch die ein oder andere kritische Aktion als Bootsfahrer bewältigen musste, aber das habe ich dann doch noch nicht erlebt. Die Drift war super flott. Parallel dazu waren enorme Dünungswellen im Anrollen. Es gab immer wieder Momente, in denen man den Leuchtturm im Wellental nicht sehen konnte. Die Dünungswellen standen teilweise über uns und es war rings um uns nur Wasser zu sehen. Auf den Wellenspitzen war alles wieder ok mit der Umsicht!
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Zurück zum Angeln: Da ich nicht wusste, was die bevorzugten Köder sind, habe ich bei der Ausfahrt sehr darauf geachtet, was die Mannschaft zusammenstellt. Erstaunlicherweise waren es Makk -Systeme mit Flitter! Also schnell ebenfalls ein Makk-System mit 50er Vorfachschnur und den 8er Bull Makk zusammengetüttelt (ein Seitenarm). Den schwersten Pilker, den ich meiner Tasche hatte, unten dran und fertig. Die Mannschaft hat irgendwann frei gegeben und neun Systeme flogen raus. Neun motivierte Angler bieten hoffnungsvoll ihre Köder an. Der Drift ist so stark, dass die Schnüre direkt vom Boot so weit weg gehen, dass man die Wäsche drauf hängen könnte und man kämpft ständig um die Standfestigkeit im Boot, weil man ja auf der schlechten Seite steht und hinten über den Motoren angelt. Der junge Mann neben mir hat mir schon etwas leidgetan, denn der hat komplett unter dem Boot geangelt. Die Mannschaft hat grundsätzlich das Boot immer so gestellt, dass die junge Dame aus dem Büro bequem angeln konnte. Da mussten wir anderen dann durch.
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Offensichtlich wissen die bretonischen Fische nicht die norwegischen Makks zu schätzen, denn es gab keinen Biss, keinen Zupfer auf das Angebot. Der Pilker verfing sich ständig im Kraut auf dem Grund, weil ich geschätzte 100 bis 200 m hinter dem Boot geangelt habe. Ich habe dann versucht wegen dieser extremen Drift sehr aktiv zu angeln, ein ständiges hoch und runter. Makk und Pilker schlecht, also neuer Versuch mit kleiner Seelachsfliege und schweren Gummifisch, weiter ohne Ergebnis. Mein Veteranen – Kumpel hat mittlerweile seine aufgeschnittenen Tintenfischringe drauf und ist ebenso wie das ganze Boot „Schneider“. Also eine große Seelachsfliege drauf und zurück zum Pilker, weil der Widerstand dann im Gegensatz zum Gummifisch doch wesentlich geringer ist und wieder nix. Ein kleiner Zupfer bei mir, der dann wieder abging, war das einzige. Wenn größer nicht funktioniert, dann halt eben kleiner. 2022 hatte ich mit gelben Makrelenfliegen vor der Garnelenfabrik Hitramat gute Erfahrungen gemacht, also raus damit. Und siehe da……. Das deutsche Bretagne Greenhorn fängt den ersten Fisch!!! Es war kein Riese, aber ein anständiger Pollack, der zwei Personen satt und zwei Hunde als Topping sehr erfreut hat.
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Die Mannschaft war sofort bei mir und bevor ich was sagen konnte, hatten sie den Pollack ausgenommen. Sofort wurde gefragt welcher Köder gepackt hatte und die Angeln der Mannschaft, und nur der Mannschaft, wurden umgestellt. Kurz darauf kam noch ein kleiner roter Knurrhahn, drei kleine Makrelen und ein Stöcker dazu. Letztendlich konnte ich mit Abstand den Tagessieg mit dem größten Fisch dieser Ausfahrt erringen!!! Mein französischer Veteranenfreund ist leider Schneider geblieben. Ich habe viel investiert, sehr aktiv geangelt und mit viel Glück den Pollack überredet, mitzukommen.

Fazit der Tour:

Haben sich die 65 € gelohnt? Ja, auf jeden Fall. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Natürlich……, weil ich den größten Fisch (keinen Riesen) gefangen habe und den Franzosen mal gezeigt habe, wo der Bartel den Most holt, wo in Norwegen der Hammer hängt usw. Nein, es war einfach schön mit meinem Veteranen Kumpel zu kommunizieren, oder wie auch immer man das nennen kann, weil es uns um das Abenteuer ging, um Spaß zu haben, zu angeln, um was zu sehen, zu erleben.

Falls sich jemand von Euch in der Nähe herumtreibt, kann ich die 3 Stunden- Tour nur empfehlen!!


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Link:

Vedettes des Abers - Vedettes des Abers - Anbieter der Angeltour
 
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