Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Volker, gerade beim ankern spielt die Stroemung eine grosse Rolle. Da Dich der Anker an einer Stelle festnagelt ist es unbedingt noetig, dass nur leichte Stroemung herrscht da der Koeder sofort von der Stroemung weggerissen werden wuerde und Du nie den Grund erreichen wuerdest. Stell' Dir vor Du angelt von einer Bruecke in einen reissenden Strom.

Ausserdem, und ich habe das in einem der vorherigen Berichte beschrieben, ist das ankern bei Stroemungen von ueber 1,5 Knoten gefaehrlich und ab 2,5 Knoten lebensgefaehrlich. Jedes Jahr geraten Boote in Seenot oder sinken weil sie das Ankern vergeigen. Vor 2 Jahren sind 2 oder 3 NFL Footballstars im Gulf of Mexico ertrunken weil sie ueber ihre Ankerleine gefahren sind, die Ankerleine sich im Propellor verfangen hat und durch die Gezeitenstroemung das Boot wie ein Wobbler Heck voran abgetaucht ist.

Will ich trotz Stroemung Heilbutt oder andere Grundfische jagen, dann drifte ich weil dann das Boot mit der gleichen Geschwindigkeit wie das Wasser treibt (vorausgesetzt es ist kein starker Wind der das Ganze dann noch komplizierter macht) und man relative dicht unter dem Boot den Grund halten kann. Nachteil ist, man rast ueber die Stellen und wenn man nicht zufaellig (oder fuer Experten bewusst) ueber einen Heilbutt hinweg treibt, hat man keine Chance einen Heilbutt durch Duft an seine Angelstelle anzulocken weil man ja staendig woanders ist. Also wenn man genau weiss wo Heilbutte gerade sind, dann ist driften vielversprechend. Wenn man es nicht weiss sondern nur eine heisse Gegend kennt dann ist ankern die beste Loesung meines Erachtens. Oder Downriggertrolling wenn es flach und eben genug ist.

Die Landungsschlinge klingt sehr interessant. Muss mal sehen ob ich die hier irgendwo kriege. Koennte aber hoechst spannend werden so eine Schlinge einem 25 kg plus Butt anzulegen wenn er dann zu seinem wilden Tanz ansetzt. Da muss man wohl einen Regenkombi anhaben um noch etwas Trockenes am Leibe zu behalten! Lol

Auch mein persoenlicher Heilbuttrekord ist entweder 72 oder 78 Pfund - weiss nicht mehr genau. Da Fische immer groesser werden mit der Zeit, wird's wohl nur 72 gewesen sein! :lach
Mal sehen wer von uns eher die Bestmarke knackt!
 
Vor Victoria; 26.5.2012

Gestern mal mit meinem Arbeitskollegen Rick 'raus zum Comboangeln; gemeint ist Heilbutt und Lachs in einer Tour. Da wir nur zu zweit waren, ist auch genug Platz im Boot um beide Geschirre plus Ankerkram unterzukriegen.

Traumhaftes Wetter und kein Wind. Die Gezeitenstroemungen waren frueh morgens schwach und fingen um 10 Uhr dann an staerker zu werden. Wir warfen 7:00 den Anker und setzten zwei Ruten auf Grund in 100 m Tiefe. Trotz aller Anstrengungen hatten wir nach 3,5 Stunden nichts als zwei kleine Dornhaie vorzuweisen. Wir hoerten ueber Funk dass unweit von uns ein 100 Pfuender gelandet wurde. Tja, sollte halt nicht sein fuer uns heute!

Als die Stroemung so um 11:00 zu stark wurde brachen wir ab und wollten auf den Oak Bay Flats noch paar Runden auf Lachs schleppen. Auf der 15 minuetigen Fahrt brach ploetzlich ein grosser Grauwal ca. 50 m neben uns durch die Oberflaeche. Die kommen auch nicht alle Tage hierher. Als ich dann jedoch mit der Kamera auf noch eine Atempause wartete - nichts mehr. Die bleiben meist bis zu 20 Minuten unter Wasser nachdem sie genug Luft geholt haben. So viel Geduld hatten wir dann doch nicht.

Leider sollten sich die Flats dann auch als Nullnummer herausstellen. Eine Chance hatten wir aber doch als ich schon meine Rute eingepackt hatte. Rick besitzt kein lachstaugliches Geraet und so brachte ich eine zweite Rute mit. In aller Eile morgens hatte ich allerdings die falsche Rute ergriffen; eine kleinere, die meine Kinder vor paar Jahren noch benutzten als meine ihnen noch zo gross zum Handhaben waren. Leider hatte ich die Schnur auf der zugehoerigen Rolle auch schon jahrelang nicht mehr kontrolliert und gewechselt.

Und so kam es wie es kommen musste. Als ich mein Zeug am verstauen war, kreischte Ricks Rolle moerderisch auf und Schnur flog nur so von der Rolle. Ich dachte sofort an einen Haenger am Grund und war daher eher aergerlich als angespornt. Rick war zuerst an der Rute und hatte sie gleich in der Hand. Er schaute mich fragend an waehrend die Schnur wie von einem gehakten ICE abgerissen wurde.

Ich griff in die Rolle und zog die Bremse fester und dadurch ermutigt zog Rick auch energisch entgegen dem Zug. Da machte es Peng und alles war futsch. Erst als ich sah, dass der Downrigger bei gut 3-4 m flacher stand als das Echolot Grund anzeigte, fing ich an zu gruebeln was das ausser Grund wohl gewesen sein koennte.

Ein Haenger haette eigentlich nicht so schnell gezogen denn die Stroemung war nicht so reissend. Ein Wrack oder so war am Echolot nicht zu erkennen und ich hatte ueber diesselbe Stelle schon x Mal ohne Probleme geschleppt. Ein Heilbutt rennt eigentlich nicht so weit und schnell. Grosslachs? Oder hatte sich eine Robbe einen Lachs direkt nach Anbiss geschnappt? Ich werde es nie erfahren!

Mein erster Schneidertag dieses Jahr! Wie ihr seht, gibt's das hier durchaus auch mal! Tight Lines!


Fotos 1 & 2: Warten auf den Heilbutt, Olympic Mountains im Hindergrund

Fotos 3-5: Mt. Baker hinter den Oak Bay Flats
 
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East Sooke; 08.06.2012

Gestern bin ich mit Matthias hier vom Forum mal zu einer Fruehschicht raus. Es war Matthias‘ vorletzter Tag auf seiner 3 woechigen BC Tour und wir hatten uns vorher ueber Email fuer einen Angeltag verabredet. Da er nur einen ¾ Tag zur Verfuegung hatte, mussten wir nehmen was gerade da war. Gluecklicherweise spielte der Wind mit und die Gezeiten waren sehr frueh morgens auch fuer Heilbutt passend. Nur die Lachse wuerden ein Problem sein, das wusste ich schon vorher. Die Winter Springs wandern so langsam weiterund der anstehende Schwung an Gross-Chinooks auf dem Weg zum Fraser River und Puget Sound waren etwas verspaetet wie ich von den Berichten der Vancouver Island Westkueste hoerte. So sind im Moment nicht alzuviel Lachse hier vor Victoria und Sooke und man muss viel Geduld mitbringen.
So holte ich Matthias 5:00 mit dem Boot am Hotel in der Stadt ab und wir fuhren die 40 Minuten zur Pedder Bay Marina in East Sooke. Unterwegs machten wir uns erstmal ein wenig bekannt und wir kamen sofort prima klar miteinander. Matthias hatte vor paar Tagen schon an der Westkueste der Insel bei einer Kutterausfahrt 3 Lachse gefangen; so beschloss ich die stroemungsarme Zeit mit einem Versuch auf Heilbutt zu nutzen. Ich hatte alles dabei.
Red Hot ins Wasser gelassen und ab gings in den kuehlen aber ruhigen Morgen. Wir warfen den Anker zwischen 2 Guidebooten in der 100 m Rinne in der ich vor paar Wochen schon einen 25 kg Heilbutt erwischte. Als erfahrener Norwegenfahrer kannte sich Matthias mit Angel und Geschirr gut aus. Wir setzten einen Hering und eine halbe Makrele als Koeder der beiden Ruten ein. Zur zusaetzlichen Verschoenerung des Koeders waren noch jeweils ein Glow Gummioktopus aufgezogen. Ausserdem liess ich noch den Duftbeutel mit Lachsresten am Downrigger zum Boden. Dann hiess es warten und hoffen, dass die Dornhaie uns nicht zuerst fanden.
Nach einer knappen Stunde war es dann soweit und ich sah wie die Rute neben Matthias ein paar Mal stark wippte. Seltsamerweise zog der Fisch aber nicht richtig ab wie das sehr oft passiert. Matthias nahm die Rute in die Hand und nahm Fuehlung auf und bestaetigte, dass etwas dran war. Er zog die Bremse etwas zu und ruckte an. Sofort war die Rute krum und ich war mir nun sicher, dass das nur ein Butt oder vielleicht ein Rochen sein konnte.
Ich wuenschte ihm lachend viel Glueck bei der nun anstehenden Schwerstarbeit von 100 m Tiefenunterschied. Schwer atmend kurbelte und hievte Matthias den Fisch Stueck fuer Stueck. Er fuehlte die typischen Heilbutt-Kopfschlaege und damit war klar was es war. Da der Fisch keinen richtigen Run hinlegte und Matthias stetig Schnur gewann, dachte ich an einen kleineren Butt. Als er ihn dann endlich an das Boot brachte, war ich selber erstaunt, dass es ein ganz ordentlicher Kerl war. Ein Butt von dieser Groesse zieht normalerweise 2 – 3 Mal wieder zum Grund zurueck und laesste einen jede Muskelfaser im Koerper spueren. Ich glaube Matthias war es ganz recht so.
Offensichtlich hatte der Butt noch gar nicht richtig realisiert, um was es hier ging. Jetzt nur keinen Ausrutscher bei der Landung sonst spielt er verrueckt und geht wieder zum Grund hinab. Es dauerte eine kleine Weile bis der Fisch in guter Harpunierposition lag und dann sank die Spitze auch schon durch den Koerper. Jetzt expoldierte der Butt und regnete einige Schauer Salzwasser ueber uns und ich musste die Hapunenschnur energisch festhalten und mich regelrecht einstemmen um die Wucht des Herumtobens abzufangen. Als er sich endlich beruhigte, bekam er er paar mit dem Knueppel ueber den Kopf und ich vertaeute ihn dann aussen am Boot und liess ihn dort ausbluten.
Ein toller Fisch und Matthias war sich sicher, dass es sein neuer Rekordfisch war! Bei 23,5 kg blieb die Waage stehen. Da die Stroemung immer noch sehr langsam war, entschlossen wir noch ein bisschen weiterzuangeln. Matthias konnte ja keinen Fisch im Hotel gebrauchen und bis zum Abflug kuehlen, und ich hatte mit dieser Fischmenge mehr als genug um meine Familie monatelang zu versorgen. So wuerden wir jeden weiteren Fisch wieder freilassen falls die Hakenlage es erlaubte.
Als die Koeder wieder im Wasser waren, fingen die Ruten nun regelmaessig an zu wackeln. Jetzt waren die Dornhaie da. Matthias brachte es sogar fertig zwei Haie gleichzeitig zu fangen. Nach einer Weile hatten wir genug und wollten es lieber nochmal auf Silber versuchen. Ich hatte ueberlegt ob wir lieber noch den einen oder anderen Winter Spring Schwarm aufzutreiben versuchen sollten oder es auf die spaeten und erst vereinzelt durchkommenden Sommer Gross-Chinooks versuchen sollten. Die Winter Springs versprachen etwas mehr Action aber waren eben hoechstens 15 Pfund schwer. Ich entschied eher Richtung Westen den Grosslachsen entgegen zu fahren. Vielleicht war uns ja das Glueck weiterhin hold.
Nachdem wir den Anker eingeholt hatten fuhren wir ca. 20 Minuten Richtung East Sooke Park. AM Beachy Head, einer ins das mehr ragenden Felsnase, sah ich einen bekannten Guide beim Trolling. Ich erkundigte mich und erfuhr, dass es einen kurzen Morgenbiss gegeben hatte und es seit dem sehr ruhig war. Ich entschied es gleich da mal paar Runden zu probieren.
Ich erklaerte Matthias das Downriggergeschirr und zeigte wie man die Koederfische in das System einsetzt und liess ihn dann eine der beiden Ruten betreuen. So schleppten wir dann ohne irgendwelche Vorkommnisse um die Felsnase herum. Bei einer Wendung muss wohl eine Unterstroemung die Angelschnuere beider Ruten durcheinandergwirbelt haben; ein Schnursalat allererster Guete war das Resultat. Bis wir das entknotet hatten, waren wir bis vor die Trap Shack westlich abgetriftet.
Wir drehten mehrere Schleifen vor und ueber dem Trap Shack Riff und durch die Bucht und als wir schon gar nicht mehr daran glauben wollten, ploetzlich ein Biss! Hinter meinem Rueck als ich gerade mit was anderem beschaeftigt war – als ich mal wieder zu meiner Rute hinschielte riss es daran schon sehr ungeduldig. Kann sein, das der eigentliche Biss schon mehrere Sekunden her war. Ich riss sofort die Rute heraus und merkte, dass der Fisch schon aus dem Clip heraus war und direkt an der Schnur zog. Ich schlug noch kurz an und reichte die Rute zu Matthias.
Es schien kein Grosser zu sein denn der Fisch nahm keine Schnur. Matthias brachte den Fisch immer naeher und ich machte schon den Kescher klar . Kurz bevor wir sehen konnten mit was wir es hier zu tun hatten, war der Kontakt dann auf einmal weg. Wahrscheinlich lag es an der langen Verzoegerung bis der Anschlag kam. Kann man nichts machen!
Aber auch nach dieser kurzen Aufregung tat sich danach nichts mehr. Bevor wir dann zurueckfuhren, pilkte Matthias noch an 2-3 Stellen. Ein paar kleinere Felsenbarsche und Greenlinge vergriffen sich am Pilker und zeigten uns das es doch noch Leben gab da unten. Gingen aber alle wieder zurueck. Dann war unsere Zeit um.
So kam ich mit 15 kg Heilbuttfilets und Matthias mit einem Urlaubserlebnis mehr nach Hause. Und Steigerungsmoeglichkeiten gibt’s auch noch fuer das naechste Mal Kanada, Matthias! Hat Spass gemacht, bis bald!
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Was ein klasse Angeltag!
Ich konnte so nicht nur den tollen Heilbutt fangen, sondern habe auch noch viele andere Dinge über Rockfische, Lachsaufzuchtprogramme, Schleppfischen und tolle Angelerlebnisse beim Tun- und Forellen-Fischen lernen dürfen.

Danke dir für das tolle Angelerlebnis!!

Beste Grüße nach Victoria :]

Matthias

PS: So ich muss mal schlafen, der Jetlag macht mich fertig!
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Leider ist das Video in Deutschland nicht verfügbar.
Aber vielen Dank für deine laufenden Berichte.

Hallo ossipeter,

wenn Du Dir das Add-On "ProxTube" :daumen::daumen: installierst, kannst Du Dir das Video ansehen ;<:rolleyes:.

Für Firefox:
http://www.chip.de/downloads/ProxTube-fuer-Firefox_52895105.html

Für Chrome:
http://www.chip.de/downloads/ProxTube-fuer-Google-Chrome_53564991.html

Wie es mit dem Internet Explorer aussieht, weiß ich leider nicht (über Google habe ich zumindest nichts entsprechendes finden können) :?.
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Hoffe Du bist langsam wieder fit, Matthias!? Komm' bald mal wieder!

Hier mal ein klasse Video eines Bekannten vom April in Port Renfrew (2 h von hier). Hoffe das laeuft?!

http://www.youtube.com/watch?v=JVE8XMqILFs&feature=youtu.be


Ich muss fit sein, werde leider auf der Arbeit nicht geschont! Meine Arbeit der letzten Wochen wurde nämlich von keinem anderen gemacht :O

Wie auch immer:
Tolles Video! Das war bei uns ja auch so ähnlich. Ist echt super so ein tolles Gewässer vor der Haustür zu haben :daumen:
Ich könnte jetzt schon wieder los aufs Wasser. Naja, werde mich wohl mit Fußball ablenken müssen.

Werd ma noch was kurz schreiben zu meiner Erfahrung mit dem Kutter von Ucluelet.

Grüße Matthias
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Hallo ossipeter,

wenn Du Dir das Add-On "ProxTube" :daumen::daumen: installierst, kannst Du Dir das Video ansehen ;<:rolleyes:.

Für Firefox:
http://www.chip.de/downloads/ProxTube-fuer-Firefox_52895105.html

Für Chrome:
http://www.chip.de/downloads/ProxTube-fuer-Google-Chrome_53564991.html

Wie es mit dem Internet Explorer aussieht, weiß ich leider nicht (über Google habe ich zumindest nichts entsprechendes finden können) :?.

Hallo Werner danke!
Habe mir jetzt firefox installiert.

Gruß Peter
 
7.9.2012; Victoria

Am letzten Freitag kam mein Freund Glenn aus Vancouver zu Besuch und zu einem Fishing Derby Committee Meeting am Abend und wir wollten den Vormittag zu einer Angeltour nutzen. Ich machte den Tag frei. Ich hatte eigentlich an eine Coho-Angeltour gedacht aber Glenn fragte nach Heilbuttchancen da am 9.9. die Heilbuttsaison endete. Eigentlich waren die Gezeiten/Stroemungen nicht gerade ideal fuer Butt nach meinen Buechern aber ich beschloss es Glenn zuliebe doch mal zu probieren. Im schlimmsten Fall schleppten wir halt das ganze Anker-und Heilbuttgeschirr umsonst mit beim Lachsangeln.

Ich will noch mal kurz auf die endende Saison eingehen. Es ist nicht so, dass man nach dem 9.9. keine Heilbutte mehr fangen koennte – im Gegenteil; bis vor 3 Jahren ging die Saison von 1.2. bis 31.12. und im September/Oktober waren fantastische Faenge moeglich. Auch weil dann die Grosslachssaison im Meer zu Ende ging und es nicht mehr so voll war auf dem Wasser.
Leider hat die konservative kanadische Regierung der Lobby der Berufsfischer nachgegeben und 88% der kanadischen Heilbuttfangquote an diese erteilt. 12% blieben fuer die Sportfischerei uebrig was nicht genug ist um die uebliche Saison zu belassen. Man muss dazusagen, dass das direkt nichts mit Schonbestimmungen zu tun hat. Das ist ein reines Verteilungsproblem. Die Heilbuttbestaende im Ost-Pazifik werden seit fast 100 Jahren von der IPHC gemanaged (Kanada und USA am Tisch) und die Bestaende gelten als hervorragend und stabil.
Kanada und USA bekommen jaehrlich jeweils eine Fangquote zugeteilt, die schon alle Schonmassnahmen beruecksichtigt – also die ungeschadet entnommen werden koennen. Diese zugeteilte Quote verteilte das kanadische Fischereiministerium dann 88/12% unter den Nutzern. Als klar wurde, dass die Sportfischerei durch diesen Akt von Willkuer einen substanziellen Teil der Heilbuttsaison verlieren wird, sind die Verbaende etc. Sturm gelaufen und haben letzten Winter einen winzigen Erfolg errungen; die Formel wurde auf 85/15% veraendert. Da aber gleichzeitig die IPHC die kanadische Quote fuer 2012 etwas verringert hatte, werden wir diese Jahr wieder um ein Stueck der besten Saison betrogen. Wir hoffen ueber den Winter weitere Fortschritte im Sinne eines fairen Zugangs der Oeffentlichkeit zu einer oeffentlichen Resource zu erzielen.

So, Glenn, als erfahrener Stoerangler am Fraser River, kennt sich bestens aus mit Grossfischjagd und schwerem Geraet. Aber mit Heilbutt hat er noch nicht allzu viel Erfahrung – wollte aber sehr gerne ein paar Filets mit zur Familie nach Hause nehmen.
So packte ich sowohl das Lachs als auch das Buttgeschirr ins Boot und wir trafen 8:30 Uhr morgens bei der Pedder Bay Marina ein. Von da aus war es ein kurzer Weg zu meiner Heilbuttstelle und die Lachsstellen vor East Sooke waren in Reichweite. Von downtown Victoria aus waere es zu weit bis zu den Sooke-Lachsstellen gewesen.

Das Wasser war spiegelglatt und es war ein Genuss in der warmen Morgensonne dahinzubrettern. Nach 10 Minuten waren wir an der Stelle. Es waren schon 4 andere Boote im Umkreis verankert und ich suchte einen Ankerplatz der genuegend Platz in alle Richtungen zu den anderen Booten liess um beim Stroemungsumschwung mit einem Schwingradius von 150 m keinem Anderen in das Gehege zu kommen.

Dann liessen wir den Chumbeutel am Downrigger mit allerlei Fischresten zum Grund in 103 m Tiefe ab. Dann montierten wir eine Rute mit Makrele und eine mit Hering und Lachshautstuecken. Beide Koeder wurden noch ordentlich mit etwas Stinkoel betraeufelt und dann mal sehen was kommen wuerde. Ich war vorsichtig optimistisch.

Die Stroemung war noch recht stark aber mit den 1 kg Bleien kamen wir doch mit einem ca. 60 Grad Winkel an der Schnur am Boden an. Der Vorteil einer guten Stroemung ist, dass der Koederduft sich schnell und weit verbreitet.
Wir machten es uns bequem und ich erzaehlte Fischgeschichten von meinen diesjaehrigen Angeltouren nach Malcolm Island und Nootka Sound und Glenn hatte paar Stoergeschichten parat. Daneben hoffte ich immer wieder laut, dass bloss keine grossen Dornhaischwaerme unsere Koeder finden moegen und uns staendig das Geschirr 100 m nach oben kurbeln lassen wuerden.

Nach ca. 20 Minuten zuckte es 2 mal heftig an Glenn’s Rute. Noch bevor ich was sagen konnte, riss er die Rute aus dem Halter und schlug an. Kurzer Widerstand und Glenn kurbelte weiter – dann nichts mehr! Mist. Ich rief er solle es sofort wieder zum Grund ablassen, da hungrige Butts auch zwei- oder gar dreimal beissen wenn man sie noch nicht zu arg verschreckt hatte. Glenn liess den Koeder wieder ab und nahm Fuehlung auf und nach 10 Sekunden bestaetigte er, dass wieder etwas am Koeder herumfrass. Diesmal wartete er geduldig bis der Fisch abzog und schlug dann an.

Der hing! Er fuehlte die typischen Heilbuttkopfstoesse und begann mit seinem morgendlichen Fitnessprogramm! Ich machte die Harpune fertig und legte das Gaff bereit. Nach vielem Gestoehne hatte Glenn den Fisch endlich oben. Ein kleiner Butt von ca. 17 Pfund tauchte auf. Ich gaffte ihn schnell und warf ihn in die Fischtruhe.

Glenn setzte sich erschoepft hin und laechelte seelig ueber seine Beute und dachte wohl an einige leckere Fischessen mit der Familie. Ich sagte nur, dass ich ihm das naechste Mal einen 100 Pfuender wuensche – er schaute mich erschrocken an und wehrte ab: bitte nicht!! So eine Sissy!

Schnell bekoederte ich Glenns Rute neu und er liess wieder ein. Runter geht’s schoen und schnell! Lol Glenn erzaehlte mir gerade was und hatte seine Rute nicht im Blick als ich wieder 2 kraeftige Rucke an seiner Rute sah. Ich hiess ihn warten und bei Wiederholung erstmal 4-5 schnelle Kurbelumdrehungen machen mit der Rute noch im Halter um den Haken schnell zu versenken. Als nach kurzer Wartezeit die Rute wieder heruntergerissen wurde, kurbelte Glenn los und nahm dann die Rute auf. Fish On! Diesmal zog der Fisch kurz Schnur von der Rolle bevor Glenn mit dem Pumpen anfangen konnte. Nach 1-2 Minuten stieg der Fisch ploetzlich aus!

Na so was! Die Burschen sind doch sonst nicht so zimperlich! Glenn liess wieder hinab aber konnte diesmal keinen Nachbeisser erzwingen. Nach 10 MInuten brachte er das Geschirr nach oben ich wir mussten den gestohlenen Hering ersetzen. Als ich gerade mit Bekoedern fertig war und mir die Haende wusch, rief Glenn mir zu und zeigte auf meine Rute die sich bis zur Wasseroeberflaeche verneigte und den Rutenhalter beaengstigend knirschen liess.

Ich bekam die Rute mit Ach und Krach aus dem Halter und es lief schon Schnur von der Rolle. Ich zog kurz entgegen aber der Fisch hing wohl und tobte da unten herum. Ich fragte Glenn ob er den Fisch drillen wollte und wollte die Rute gerade an ihn abgeben – er zoegerte aber einen Moment in Gedanken an die Schwerstarbeit – als er dann endlich bereit war und ich die Rute uebergeben wollte, fuehlte ich wie die Schnur schlapp wurde. Arrrgggg! Haette ich bloss selber...! Ich liess wieder ab aber der hatte wohl Lunte gerochen!

Die Makrele war direkt am hinteren Haken abgebissen und halbiert. Der hintere Haken musste wohl knapp gefasst haben aber dann herausgeschlitzt sein. So eine vorsichtige Bande heute, dachte ich. Sonst inhalieren sie den Koeder bis tief in den Schlund...!?

Ich liess die halbe Makrele ‘dran und steckte noch eine halbe an den hinteren Haken. Wieder schoen einstaenkern – brrr, das Zeug stank wie Pumapisse – wer’s halt mag! Und ab ging das Geschirr wieder auf Tauchstation.

Nach vielleicht 40 Minuten sah ich einen ganz vorsichtigen Zupfer an Glenns Rute und beim 2. etwas staerkeren Zupfer machte ich ihn darauf aufmerksam. Glenn stand bereit mit den Haenden an der Rolle, das Zucken verstaerkte sich und ploetzlich riss die Rutenspitze nach unten und Glenn kurbelte gleichzeitig los. Der sass! Glenn hievte die Rute aus dem Halter und jaulte halb vor Freude halb vor Schmerz auf und begann den Fisch zu bearbeiten. Als er ihn vielleicht 20 m vom Grund weg hatte, hielt er kurz inne um die Rutenhand momentan zu entlasten. Diesen Moment nutzte der Fisch und sausste wieder zum Grund zurueck. Haha, ich lachte laut waehrend Glenn stoehnte und von vorn begann.

Ich schnallte Glenn den Gimbal um, um ihn die Arbeit zu erleichtern. Da sah ich wie es an meiner Rute riss! Zweimal verneigte sich die Rute kraeftig nach unten. Als ich da war konnte ich nichts mehr spueren. Ich hob den Koeder kurz an – nichts!
Ich liess ihn zurueck auf den Grund plumpsen – da, eindeutig Biss. 2-3 mal ruckelte es bevor ich einen stetigen Zug bemerkte. Ich liess den Fisch noch 3 Sekunden ziehen, presste dann den Daumen auf die Multirollenspule und schlug an. Nicht dass ich die Rute besonders weit nach hinten gerissen bekommen haette beim Anschlag – die Rute bog sich nur bis zum Handteil durch.

Tja, Doubleheader! Jetzt waren wir beide an einen Butt gefesselt und jeder musste sich bei der Landung selber helfen. Gluecklicherweise waren es keine Monsterbutte.

Glenn’s Fisch schien zwar enorm gewachsen zu sein seit er kurz wieder zum Grund gebrettert war; als der Fisch oben ankam erklaerte sich das Phenomen sehr schnell: der obere Haken hing im Maul und der untere Haken hing in der Haut kurz ueber der Schwanzflosse. Ein Heilbuttrollmops! Bei seinem kurzen Sprint musste der Fisch wohl den freien Haken bei einem Schwanzschlag eingefangen haben. Kein Wunder dass das in der Stroemung sich wie eine Sperrholzplatte angefuehlt hatte!

Glenn gaffte den etwa 15 Pfuender selber und reichte mir das Gaff als ich meinen Fisch neben dem Boot hatte. Der war etwas groesser wenn auch kein Riese. Die Waage zeigt spaeter 22 Pfund. Das war genug Butt! Die Truhe war halb voll und wir wollten es lieber noch auf Silber probieren.

So lichteten wir den Anker und duesten die 20 Minuten bis zum Beechey Head in East Sooke. Seltsamerweise wurde das Wasser immer rauher je weiter wir nach Westen kamen. Der Wind nahm stetig zu. Es war zwar fischbar aber nicht sehr gemuetlich. Wir versuchten es eine Dreivieltelstunde dicht unter Land auf Gross-Chinook mit Koederfisch, konnten aber keinen Biss verbuchen. Ich beschloss daher lieber noch etwas auf Cohojagd etwas weiter draussen zu gehen.

Waehrend wir ins etwa 150 m tiefe Wasser tuckerten, bekoederte ich drei Ruten mit 2 Blinkern und einem Plastiksquid und verteilte die Koeder auf Tiefen zwischen 20 und fast 40 m. Es dauerte nicht lange da fanden wir einige Schulen hungriger Cohos. Die Bisse kamen an allen Ruten verteilt und teils recht heftig. Durch das schaukelige Boot und teilweise Doubleheader-Chaos verloren wir viele Fische im Drill – ich glaube ich landete nur einen von 5 oder 6 Cohos die ich ‘dran hatte. Das muss doch irgendwie ein Negativrekord sein! Glenn brachte ein paar mehr an das Boot, die sich aber leider alle als unmarkierte herausstellten und wieder schwimmen durften.

Aber wir hatten einen Riesenspass und wenn die Cohos auch nur 5-8 Pfund waren, so lieferten manche einen spektakulaeren Drill ab mit mehreren Spruengen und einigen rasanten Fluchten. Paar Male dachten wir wir haetten einen groesseren erwischt, was sich dann aber auf Sicht wieder relativierte.

So konnten wir dann doch kein Silber neben Braun in die Kiste legen aber mit den vielleicht 12, 13 Cohodrills innerhalb 1,5 Stunden waren wir sehr zufrieden. Als wir am fruehen Nachmittag einpackten und gen Osten fuhren wurde das Wasser wieder spiegelglatt. So einen drastischen Windunterschied innerhalb weniger km Kueste hatte ich auch noch nicht erlebt!

Ein toller Tag zum Ende der Heilbuttsaison 2012!
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Mal wieder nen toller Bericht :daumen: Echt schöne Fische.
Ist denn der Pazifische Heilbut soviel anders zu fangen wie der Atlantische? Ich meine 100m tiefe, verankertes Boot und schweres Naturköder angeln is ja doch was anderes wie das Heilbuttangeln das wir aus Norwegen kennen, wo die Fische ja meist auf Sandigem Grund in Tiefen zwischen 10-50m auf Kunstköder gefangen werden und das vom treibenden Boot. Würde mich echt mal interessieren.
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Ich habe mal in Mittelnorwegen 2 Wochen bei einem Fischer gelebt und bin mit dem auch zum Heilbuttangeln raus. War erfolgreich und sehr aehnlich mit den Methoden was ich hier in BC spaeter kennengelernt habe. Habe dann auch in Nordnorwegen es hier und da mal auf Heilbutt versucht mit Pilker, Gummi und Natur - aber das waren Zufallstreffer wenn es mal geklappt hatte.

Ich bin ueberzeugt, das die Lebensweise und damit Angelmethoden absolut vergleichbar sind zwischen Atlantik und Pazifik. Im Grunde ist es ein und der gleiche Fisch. Du kannst auch hier im Sommer an den sandigen Baenken mit Pilker, Gummi etc. auf Heilbutt driftangeln. Und wenn Du raus hast wann und wo wirst Du sicher sehr erfolgreich sein.

Es hat sich aber herausgestellt, dass es einfacher und unaufwendiger ist ein Buttjagdgebiet ausfindig zu machen und dort die Butte mit Duftspur an Dein Boot zu locken. Hier vor Victoria sind die sicheren Jagdgebiete, die ich ausfindig gemacht habe nunmal leider 70-100 m tief. Das kann ein paar km weiter die Kueste hoch schon wieder ganz anders aussehen. Man muss die lokalen Besonderheiten herausfinden.

An der VI Westkueste schleppen die meisten z.B. mit Downrigger auf Butt in ca. 30 - 50 m Tiefe an den offshore Sandbaenken. Auch hier, Constance Bank vor Victoria gibt immer wieder Butts im Flachen (vorallem im Sommer) bei ca. 20 - 50 Tiefe ab. Trotzdem ankern die meisten wenn gezielt auf Heilbutt geangelt wird. Viel effektiver und unanstrengender.
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Hab gerade deine Erklärung am Anfang dieses Themas gelesen. Ich denke es gibt schon ein paar Unterschiede. In Nordnorwegen werden große Fische zum Teil direkt vor dem Hafen gefangen. Wichtige Voraussetzung sind sandiger Grund und Strömung. Egal wo ich bisher war, je stärker die Strömung ging um so besser wurde gefangen. Denke der größte Unterschied in unserer Fischerei besteht darin das man in Norwegen den Heilbutt nur gezielt an seinen Ruheplätzen befischen kann. Also auf Sandigem Grund wo du keinen Beifang bekommst. In Norwegen werden ja auch häufig Fische beim Pilken an Untiefen gefangen. Ich gehe davon aus das es sich hierbei um raubende Butts handelt. Nur leider ist überall dort wo der Butt raubt auch der Dorsch nicht weit weg und die sind meistens schneller.
Ein weiterer Vorteil des Driftfischens in Flachen Bereichen ist das relativ leichte Fischen und die Möglichkeit große Gebiete abzufischen.
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Ich habe von einem Lodgebesitzer gehoert, hier an der BC Festlandskueste irgendwo nahe Bella Coola, der faengt regelmaessig Heilbutte vom seinem Bootssteg wo die Filetiertische stehen. Brummer bis 40-50 kg. Wo Futter ist werden sich alsbald auch die Raeuber einstellen.
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Das sind doch wieder mal interessante Ideen fürs nächste Jahr, mal den oder die Heilutts mit Fischresten anlocken( sind ja genügend da), da muß man ja nicht die Abfälle immer gleich nach der Hafenausfahrt abkippen. Da könnte man auf bekannten Sandbänken mal kleine Futterplätze anlegen und einfach mal probieren- oder gibts da schon Erfahrungen damit? Mit Kartenplotter ist das ja machbar. In welche Richtung treibt denn die Flut die Duftstoffe von dem Futterplatz- von west nach ost oder? Ich meine damit die Futterplätze auf Sandbänkenoder Untiefen im Freiwasser, nicht die Ufernahen Bereiche. Wäre beim verankerten Angeln evt. ein großer Zwiebelsack mit Stein effektiver- so bis max. 30m Tiefe?
Zu denken gibt mir auch, daß unsere Hafenbucht ca.1km ins Land geht und ca 500m breit ist. Es wird gleichmäßiger tiefer, wo am Ausgang der Bucht etwa 60m erreicht wird. Bei 10 Angelbooten wird da viel Abfall abgekippt, trotzdem ist es hier mit dem Angeln und Fische fangen sehr sehr mager, egal ob Tag oder Nacht?! Eigentlich ist ja genug angefüttert- oder zuviel?! An anderen Urlaubsplätzen waren die Müllkippen ergiebige Angelplätze auf Klieschen und Seewölfe- da waren aber nur 4 Angelboote da. In 11 Monaten werden es wir mal probieren, vielleicht gibts von euch noch ein paar Erfahrungen zu diesem Thema. Gruß Maisel
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Maisel:daumen: Solche Gedanken haben sich bei mir auch abgespielt. Kommt auf die To do Liste für Bolga :D
In den meisten Regionen sind ja gute Heilbuttplätze bekannt. Warum nicht dort an ner Strömungskante mal Ankern und mit Futtersack und Naturköder versuchen. Denke das sich da am ehesten Makrelen oder Seelachs eignen wegen dem Fettgehalt. Ob nun anfüttern was bringt wage ich an solchen Plätzen zu bezweifeln. Die Strömung wir das recht schnell verteilen. Zumindest wenn wir über typische Heilbuttplätze sprechen.
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Der Futter- oder Zwiebelsack ist genau was ich mit dem Chumsack meine. Ich habe einen ca. 3-4 L feinmaschigen Netzsack den ich an den Downrigger haenge und direkt unter das Boot in bis zu 100 m Tiefe herablasse. Ich fuelle den Sack mit Fisch- und Krabbenresten und traeufle noch etwas Fischoel darueber bevor ich es hinunterlasse. Das erzeugt eine unwiderstehliche Duftspur unter Wasser. Meine Fangquote ist deutlich nach oben gegangen seit ich das mache. Die Butts stellen sich schneller an der Stelle ein und bleiben auch laenger vor Ort. Ich warte nur auf den Moment an dem es moerderisch an meinem Downrigger reisst weil ein Grossbutt den Netzsack inhaliert hat und die Zaehne im Netz haengen bleiben! Das waere mal interessant! :D
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Läuft :daumen: Schönes Video. Das Boot hat es mir irgend wie angetan. Auch das Heilbuttrezept sieht lecker aus. Muss ich mal nachkochen.
 
25.4.2013; East Sooke

Here we go.... nach langer Abstinenz, endlich mal wieder was zu berichten! Die Eishockeysaison is abgewickelt – herzlichen Glueckwunsch an meinen Grossen – Vizemeister von Vancouver Island! – und den zweiwoechigen Deutschlandurlaub bei sibirischer Kaelte gut ueberstanden. Ich hatte es natuerlich nicht ganz ohne jegliches Angeln in Deutschland ausgehalten. Der Rhein, mein altes Revier, rief nach mir. An einem ertraeglich kalten Abend marschierten Ricardo und ich runter zum Fluss und warfen ein paar am Tage zuvor ausgesuchte Gummifische aus. Trotz der Unkenrufe meines Vaters, es gaebe keine brauchbaren Fische mehr im Rhein, konnte ich bald einen schoenen 72 cm Zander ueberlisten. So ganz habe ich es also noch nicht verlernt, das Angeln der deutschen Art!

Apropos Angeln in Deutschland, ich habe mit Erstaunen festgestellt, dass fast alle kleinen Angellaeden in den Staedten verschwunden sind. Auch Moritz in Duesseldorf war weg. Dafuer habe ich einen neuen Grossladen entdeckt: Fisherman’s Partner. Eine ordentliche Auswahl muss ich sagen. Hat Spass gemacht da herumzustoebern! Aber was ist denn mit den anderen Geschaeften passiert? Kauft Ihr alle keine Angelgeraete mehr ueber die Theke?

Nachdem wir all wieder heil auf der Insel gelandet waren, war es dann am Montag und Dienstag soweit mal wieder den platten Grossraeubern nachzustellen. Ich hatte nach der langen Rueckreise noch diese beiden Tage freigemacht um den Jetlag beim Angeln besser zu ueberstehen. Claude, unser Heilbuttfluesterer hier, der sein eigenes Boot immernoch nicht startklar hat, war Feuer und Flamme mit mir rauszufahren an beiden Tagen. Die Heilbuttsaison war seit dem 15.4. wieder offen und die Gezeiten waren top ueber diese Tage. So liessen wir Red Hot um ca. 9:00 Uhr Montagmorgen zu Wasser an der Pedder Bay Marina und duesten hinaus zu den Buttgruenden. Um 11:00 sollten Gezeiten-bzw. Stroemungswechsel sein. Die Zeit kurz davor und danach ist immer die vielversprechendste.

Ich hatte mir das 100 m tiefe Plateau ca. 2 km vor Pedder Bay ausgesucht. Nach meinen jahrelangen Aufzeichnungen war diese Gegend bei den vorherrschenden Gezeiten und dieser Jahreszeit die richtige Wahl. Es ist nichts als ein tiefes Plateau mit weichen Grund, dass von einigen felsigen Untiefen und Riffs durchwirkt ist. Bei moderater oder geringer Stroemung zogen dort die Banden hungriger Heilbutte umher. Und da ist es auch nicht so wichtig wo genau auf diesem grossen Plateau man ankert, solange man ordentlich feinen Dinnergeruch unter Wasser verbreitet.

Das neue Ankergeschirr funktionierte perfekt; um 9:30 Uhr hingen wir fest und liessen zwei Ruten ein. Claude, ein Type der besonderen Art: ein freundlicher, ueberaus hilfsbereiter, geselliger aber ultra-sparsamer Francocanadier, kauft sich nie neues Angelgeraet. Alles ist selbstgebastelt oder auf Garagesales oder Flohmaerkten erhandelt. Selber sehr geschickt und mit allen Werkzeugen versehen, kann er auch alles reparieren oder herstellen. So benutzte er auch an diesem Tag einen unansehlichen Pruegel als Rute und eine antike Holzrolle. Die zwei Drillingshaken, die er seinem Koederhering verpasste, sahen fuer mich rostig aus – auf eine Bemerkung von mir hin zaehlte er mir auf wieviele Butte er damit schon gelandet hatte – waehrend er sie haarscharf anfeilte. Ich meinte nur laechelnd, dass es dann wohl vielleicht an der Zeit waere, diesen Haken ihre verdiente Rente zu goennen. Entschlossen mir zu zeigen, was noch alles in diesen alten rostigen Haken drinsteckte, liess er seinen Koeder zum Grunde ab und steckte den Pruegel in den Rutenhalter.

Ich montierte den Duftsack am Downrigger an meiner Seite und liess die Leckerlies auch zum Grund. Meine Rute war wie immer mit ganzem Hering und einem Glow-Plastik-Oktopus bestueckt. Dann begann das Warten. Wir waren beide heiss auf Drills und tolle Fische. Gott sei Dank hatten wir beide viel zu erzaehlen weil wir uns in den letzten Wochen und Monaten nicht viel gesehen hatten- denn es tat sich erstmal nichts.

Als Claude noch sein eigenes Boot (10 Yacht) in Betrieb hatte, bin ich eigentlich nie mit meinem Boot zur Heilbuttjagd raus gefahren. Musste ich auch nicht. Claude war schon seit Jahren ein Heilbuttexperte und fuhr eigentlich fast jeden Tag zum Angeln. So sprang ich lieber mit auf sein Boot als mich selber zu bemuehen. Ich lernte von ihm fast alle meiner Tricks und Kniffe der Heilbuttjagd – bis auf den Geraetegeiz, da entwickelte ich meinen eigenen Geschmack. Claude hatte schon mehrfach hervorragend bei Derbies und Tournieren abgeschnitten. Auch in meinem eigenen Fishing Derby war er schon bester Skipper gewesen.

Nach der deutschen Kaelte, genoss ich das traumhafte Fruehlingswetter auf dem Boot. 15 Grad und Sonne pur. Nur die Fische wollten nicht. Was war nur los? Drei andere Boote waren in ca. 200 – 400 m Entfernung um uns verankert. Da tat sich offensichtlich auch nicht viel. Der Funk blieb still. Komisch. Wir checkten unsere Koeder ein paar Mal. Alles ok. Dann ruckelte es etwas an Claude’s Rute. Das war kein Butt. Nach ein paar Minuten hatte Claude genug davon und ruckte an und zog ein. Nach langem Kurbeln tauchte ein Ratfish auf. Meerkatze in Deutsch. Claude meinte, das waere ein gutes Zeichen weil oft ein Heilbutt biss wenn man vorher Ratfish fing. Woodoo? Jedenfalls ein Lebenszeichen vom Meeresgrund.

10 Minuten spaeter holte Claude schon wieder einen Ratfish hoch. Auch dieser durfte natuerlich wieder schwimmen. Wir hatten uns gerade wieder in ein Gespraech bei einem Bier vertieft, als ich Claude’s Rute hinter seinem Ruecken eine tiefe Verneigung machen sah. Gleichzeitig jaulte seine Rolle auf! Biss!

Fast aufreizend langsam holte Claude seine Rute aus dem Halter und nahm Fuehlung auf. Einen Moment schien nichts mehr da zu sein aber dann riss es ihm fast die Rute aus der Hand und der Kampf ging los. Der Fisch machte ordentlich Dampf und liess keinen Zweifel an der Gattung. Aber Claude hielt dagegen und hievte den Fisch Meter um Meter herauf. Es konnte kein Riese sein denn er musste keine Schnur geben – nur sich einstemmen wenn der Fisch nach kurzen Pausen wieder tobte. Ich konnte Claude lachend sagen wie viel Meter noch zu kurbeln waren denn ich sah seine Schnur und Fisch auf meinem Echolot hochkommen. Endlich war er oben und da lag der halbstarke Butt neben dem Boot. Vielleicht knapp 20 Pfund schaetzten wir. Nach so langer Durststrecke entschieden wir ihn mitzunehmen. Wer weiss ob noch viel passierte heute. Und das Gaff besorgte den Rest.

Und es war eine gute Entscheidung denn ausser einem kleinen Dornhai, diesmal an meiner Angel, konnte sich kein Flossentraeger mehr fuer unsere Koeder begeistern. Um 15:00 Uhr packten wir ein und fuhren zurueck zur Marina. Da wir am naechsten Tag wieder raus wollten und ich noch an meinem Anhaenger ein paar Reparaturen vornehmen wollte, parken wir Red Hot an der Marina. Beim Filettieren musste ich mir dann mehrfach anhoeren wieviel besser doch die rostigen Haken heute abgeschnitten haetten und wie dumm wir wohl aus der Waesche schauen wuerden, haette Claude auf meinen Rat gehoert und die alten Dinger entsorgt.... Hmm...

Foto1: Rheinzander
2 & 3: Mt. Baker
4: Blick auf Victoria
5 & 6: Claude am Kaempfen
7: In der Kiste!

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